Lackaffe

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Dass sich die Leute wie Geier auf jeden Degustationshappen stürzen, daran habe ich mich gewöhnt. Dass sie dabei jeden Anstand verlieren, auch. (Da haben die Geier bereits einen Pluspunkt: Die stürzen sich darauf, weil sie Hunger haben!) Aber: kann man nicht wenigstens anständig essen? Muss man sich den Mund vollstopfen, das nächste Stück sofort nachschieben und mit vollem Mund reden?

Ein Lackaffe in Designerklamotten, wahrscheinlich noch nie gearbeitet und eine Frau im Schlepptau, welche Heidi Klum spielend in den Schatten stellen würde …

Naja, die inneren Werte …

Jedenfalls kannte er sich mit Nahrungsmitteln nicht aus und seine Begleiterin klärte ihn auf. „Du erleuchtest mich!“ sagte er zu ihr. (Erleuchten? Schmücken wäre wohl eher das treffende Wort …)

Der Typ schmatzte wie eine Sau! So etwas hatte ich ja noch nie gehört. Was findet die Frau bloss an dem Kerl? Unglaublich … Und schliesslich befahl er ihr noch, was sie nicht zu kaufen hatte … vermute ich,  denn die Worte, welche er mit Cracker und Käse im Mund sprach, waren für mich unverständlich. Sie verstand ihn offenbar, legte das Produkt, welches sie in der Hand hielt zurück und nahm ein Anderes.

Irgendetwas musste ich unternehmen: Es konnte ja nicht sein, dass sich dieser Typ in meinem Laden verpflegte, sich mit einer Traumfrau dekorierte aber nicht den geringsten Anstand hatte.

So nahm ich also einen Pecorino Sardo aus der Käsetheke, jenen stinkenden Schafkäse, welchen ich üblicherweise am Samstag kurz vor Feierabend noch einmal berühren muss und am Sonntag Abend den üblen Geruch immer noch an den Fingern habe. Ich zog meine Handschuhe an, schnitt ein schönes Stück mit Rinde ab und drückte es dem Mann in die Hand; so, dass er die Rinde auch wirklich berühren musste.

Naja, wenn er sich so die Hände wusch, wie er ass, so würde er noch ziemlich lange etwas davon haben. Und sie auch …

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