Nicht mein Tag

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Als der Wecker klingelte, drückte ich an Stelle der Weckwiederholung die Ausschalttaste. Daran erinnerte ich mich aber rechtzeitig – nachdem ich fünf Minuten geschlummert hatte. Nun hatte ich zwei Möglichkeiten: sofort aufstehen oder den Wecker neu stellen. Natürlich könnte man sagen, ich hätte mich falsch entschieden. Aber in Zeiten, wo jede Minute zählt …

Deshalb stellte ich nun notfallmässig einen zweiten Wecker, zwanzig Minuten schlafen sind zwanzig Minuten schlafen! Danach Weckwiederholung. Zehn Minuten. Seltsam war allerdings, dass nun bereits 06:35 war und nicht 06:25. Kein Problem, der Zug fährt erst 47.

Duschen kann man auch mal kürzer. Schade, wenn der Harndrang die üblichen zwei Minuten als zu kurz betrachtet und sozusagen eine rauschende Party veranstaltet. Lange Rede, kurzer Sinn: 47 war nicht mehr realistisch. Aber der nächste Zug fährt bekanntlich fünfzehn Minuten später.

 

Was tut man, wenn man plötzlich fünfzehn Minuten mehr Zeit hat? Klar: ausgiebig duschen. Bis schliesslich klar wird: das war zu ausgiebig.

Noch nass versuchte ich, mich anzuziehen. Zahnbürste im Mund, gleichzeitig Socken hochziehen und das Hemd über den Kopf streifen – alles kein Problem, ausser, man hat vergessen, den obersten Knopf des besagten Kleidungsstückes zu öffnen. Irgendwann versagte der Koordinationssinn und ich schlug mit voller Wucht auf der Bettkante auf. Sie blieb unversehrt, im Gegensatz zu meinem Bewusstsein, welches ich erst nach einigen Minuten auch wiedererlangte.

Mir wurde klar, dass ich den nächsten Zug kaum erreichen würde und so beschloss ich, ganz entspannt und ruhig zu bleiben. In aller Gemütlichkeit zog ich mich an und machte mich reisefertig. Muss ich noch erwähnen, dass ich den nächste Zug um zwei Minuten verpasste?

 

Mir blieben nun wieder zehn Minuten. Kaffee rettet jeden Tag irgendwie. Ausser natürlich heute. Wassertank leer. Satzbehälter voll. Abtropfschale voll. Was man in zwölf Minuten so alles erledigen kann …

Als ich endlich zu meinem lang ersehnten Kaffee kam, drängte die Zeit mehr als nur ein bisschen. Das Heissgetränk machte seinen Namen alle Ehre, als es mir die Zunge und den Gaumen verbrühte.

Nicht dass mein Morgen, oder besser gesagt, zwischenzeitliche Vormittag nun besser geworden wäre.

Schuhbändel reissen grundsätzlich nicht  beim ausziehen der Schuhe, das war mir schon klar. Aber warum gerade heute? Ach ja, war ja genau mein Tag …

Ich werde nun keine weiteren Einzelheiten mehr erzählen, nur so viel: Nasenbluten, Hemd wechseln, passende Hose suchen und anziehen, rennend knapp den Zug um 11:47 erreichen.

 

Schliesslich erreichte ich das Büro, verschwitzt und erschöpft. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich noch im Lift stecken geblieben wäre – dieses hat der Sicherheitsmann am Empfang jedoch mit einem kurzen Satz verhindert.

Er sagte: „Was tun Sie denn am Sonntag Mittag im Büro?“

Wenigstens war Martina da und hat mir den Bauch gekrault… ein perfekter Tag!

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