Monarchie

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Wer kennt es nicht: Nach dem Kontostand zu urteilen müsste es der 39. des Monats sein. Nachdem alles bezahlt ist, beginnt der neue Monat bei Null.

Und als wäre es nicht schlimm genug, meldet sich die Steuerverwaltung und will deine Aufmerksamkeit in Form einer finanziellen Unterstützung.

Doch, es gibt eine Lösung für jedes Problem! Die Monarchie.

In einem Königreich spielt es lediglich eine Rolle, ob du der König oder der Untertan bist. Ich merkte schnell, dass die Rolle des Königs in fast allen Monarchien besetzt war und so gab es für mich nur einen einzigen Weg: Das eigene Königreich!

Ich entwarf am Computer eine coole Flagge; ein Löwe mit Krone schien mir angemessen. Ich druckte mir die Fahnen aus und besetzte einen Landfleck, welcher mir als Gründungspunkt geeignet schien. Leicht erhöhte Lage, verkehrstechnisch gut erschlossen, Wasser und Energie vorhanden und auch die sanitären Einrichtungen ließen selbst längere Belagerungen überstehen.

Noch bevor meine Monarchie in der Umgebung bekannt war, hob ich einen Wassergraben um die Festung herum aus. Eine Zugbrücke war der einzige Zugang und somit einfach zu verteidigen.

So lebte ich nun sorgenfrei in den Tag, genoss die Ruhe und die Aussicht und brauchte mich um nichts zu kümmern. Rechnungen interessierten mich nun nicht mehr und ich konnte tun und lassen, was ich wollte.

König sein ist schön. Allerdings sollte man jemanden haben, dem man befehlen kann. Sonst macht das ganze keinen Spaß.

 

Dass Ali und Mente an diesem Wochenende zu Besuch kamen, war perfekt. Sie durften sich abwechseln im Küchendienst und in der Torwache. Nach einer knappen halben Stunde fanden sie es nicht mehr  lustig und erklärten mir, dass Kinderarbeit verboten wäre. Ich informierte sie darüber, dass dies in dem Land, wo sie herkämen so sei – aber in meinem Königreich anstelle der Schulpflicht obligatorisch wäre.

Sie überhörten mein königliches Dekret und pflanzten sich vor den Fernseher.  Ich ließ sie gewähren, schließlich ahnte ich es schon: Es war alles zu glatt gelaufen bisher.  Wer weiß, wozu ich die Beiden noch einsetzen könnte.

 

Bereits wenig später wusste ich es! Wir wurden angegriffen! Von allen Seiten! Die Steuerverwaltung hatte ihre Schergen ausgesandt und sie forderten ihr Geld. Der Staat hatte meine Monarchie nicht akzeptiert und erklärte mich nach wie vor zum steuerpflichtigen Bürger.

Die Stromgesellschaft ihrerseits hatte mein Königreich akzeptiert – war aber nicht interessiert, Energie ins Ausland zu liefern. Sie unterbrachen kurzerhand die Versorgung. Was Ali und Mente dazu bewog, das königliche Sofa zu verlassen und sich zu ihrer Mutter ins Exil zu verziehen.

 

Und schließlich kam mein Vermieter. Ich hätte per sofort die Miete nachzuzahlen und die Wohnung zu verlassen. Und den Graben im Hausflur wieder zuzuschütten …

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