Ironie ist, wenn man’s trotzdem isst

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Toll; endlich haben es die ersten Schweizer Grossverteiler geschafft, so billig zu sein, wie die Deutschen. Genau zur richtigen Zeit, eine Vielzahl der Bevölkerung hat seine Geschmacksnerven schon derart mit Schrott strapaziert, dass sie echte Produkte gar nicht mehr wahrnehmen können. In Amerika empfinden die Jugendlichen das Aroma einer echten Erdbeere als unecht und die künstlichen Aromen als authentisch (über falsche Ernährung brauche ich an dieser Stelle nichts zu sagen, wir kennen ja die Amis) (und schliesslich sind Vitaminpräparate viel gezielter einsetzbar)! Nun dürfen wir also auch in der Schweiz Billigprodukte zu unglaublich tiefen Preisen kaufen. Ist ja höchste Zeit; schliesslich haben wir alle nur darauf gewartet, endlich den Geschmack von Butter nur noch als Aroma konsumieren zu können (ist ja auch kalorienarm (oder neu: energievermindert)). Nüsse garantiert ohne Schalenteile (schade, wie verklage ich nun den Produzenten?), die Stärke nicht gentechnisch verändert (wo keine Stärke drin ist, kann man sie auch nicht verändern), der Zucker nur ein Süssstoff (keine Kalorien und erst noch zahnschonend). Von Früchten gar nicht zu reden; nie mehr wird ein Plantagenarbeiter ausgenutzt, nie mehr behandelte Zitrusfrüchte, kein gespritztes Obst mehr, keine Missernten … Eier aus Freilandhaltung? Gar nicht mehr nötig sind ja keine echten Eier mehr drin … Also, was bleibt? Das perfekte Produkt: Kostet nichts, schmeckt nach allem, was man auf die Verpackung schreibt und hat keine Kalorien. Darauf habe ich gewartet!! Wer braucht schon Kalorien?? Gar um nach einem anstrengenden Tag im Sitzen mich noch etwas zu bewegen?? Braucht ich ja auch nicht mehr: Erstens habe ich ja keine Kalorien zu mir genommen und zweitens läuft im Fernsehen meine Serie … schlanke, gesunde, freundliche, schöne Menschen rennen bösen Buben hinterher … Naja, die Serie könnte ich ja auch in der Wiederholung sehen, morgens um neun, aber dann muss ich ja die Kochsendung ansehen … was man mit Lebensmitteln doch alles machen könnte …! Aber diese Lebensmittel sind ja viel zu teuer; da kaufe ich mir doch lieber etwas Billiges. Und überhaupt … den Laden brauche ich auch nicht mehr … ich kann ja alles im Internet bestellen! Also bestelle ich mir meine Nahrungsmittel irgendwo auf der Welt und lasse sie liefern (Frechheit, was das Porto kostet! 3mal mehr als die Ware …). Dafür kann ich mir jeden Artikel auf dem Bildschirm anschauen und sogar das Symbolfoto (typähnlich natürlich!) vergrössern! Die Technik lässt keine Wünsche offen! Und schliesslich kann ich alles mit meiner Kreditkarte bezahlen (so etwa im dritten Versuch und mit ein paar strengen Worten klappt’s meistens auch.) (Und sonst kann ich ja immer noch ein E-Mail an den Webmaster senden, schliesslich habe ich ja auch mal Frühenglisch gehabt!)

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