Gören

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An manchen Tagen kommen die Frauen mit ihren Kindern in den Laden; normalerweise mit den ganz Kleinen. Man kann Kinder in zwei Gruppen einteilen: in Kinder und in Gören. Die Kinder sind ganz süss; schieben der Mama den Einkaufswagen, gehen zurück und holen die vergessene Milch. Sie grüssen ganz artig und benehmen sich sehr anständig. Kinder sind etwas ganz Besonderes; man begegnet ihnen normalerweise so alle fünf Jahre einmal. Die weiter verbreitete Gruppe, die Gören, trifft man auf Schritt und Tritt! Als erstes Rennen sie durch den ganzen Laden, wer die Runde am schnellsten gemacht hat, ist Sieger! Die Hardcorevariante davon: wer mehr Schaden produziert ist Sieger! Nach dem Zieleinlauf bei Mutti und einer ersten Ermahnung machen sie die zweite Runde – diesmal mit Einkaufswagen. Üblicherweise wird Mutti jetzt einschreiten, weil sie den Wagen selber braucht … und unter Androhung, den Laden verlassen zu müssen, werden die Gören zum Dableiben gezwungen. Nun beginnt der Psychoterrorteil: „Ich will Schokolade!” „Nein!” “Doch!” „Nein!” „Doch!” „Nein!” „Doch!” „Nein!” „Doch!” „Nein!” „Doch!” „Nein!” „Doch!” „Also gut, aber dann ist Schluss!” Wenig später: „Ich will was zu trinken!” „Nein!” „Doch!” „Nein!” „Doch!” „Nein!” „Doch!” „Nein!” „Doch!” „Wenn du nicht aufhörst, schimpft der Herr vom Laden mit dir..!!” Na, das mag ich doch! Mich als Bedrohung für meine Kunden von Morgen darstellen! Na warte Mutti … Ich blicke dann jeweils die Gören über meine Brille an … mein Blick sagt: „Pass jetzt genau auf und lass mich nicht aus den Augen..!” Glaubt mir, die Gören verstehen mich!! Mutti ist zufrieden, ihre Gören wurden wieder zu Kindern … ohne mich aus den Augen zu lassen. Kurz vor der Kasse steht die Eistruhe … ich positioniere mich dann jeweils auf der Rückseite, und wenn Mutti mit den Kindern davor steht, sage ich zu ihr: „Haben sie gesehen, wir haben neues Eis bekommen, ist ganz lecker..!” Die Augen der Kinder kleben an meinen Lippen (Mutti wollte es schliesslich so) … ihre Augen funkeln … „na, ihre Kinder waren heute aber wieder besonders lieb!” dopple ich nach … Diese Geschichte hat zwei Enden: Entweder habe ich mehr in der Kasse oder Mutti hat ihre Gören wieder … aber diesmal zuhause … ich kann ja so gemein sein..!

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