Europapark

Lesezeit: 2 Minuten

Bloss keine Ungeduld! Wer mich kennt, weiss ja, dass es nach einem Ausflug in der Regel eine Geschichte gibt. Und ich weiss, dass sie von einigen bereits erwartet wird. Ich muss euch aber enttäuschen! Ich habe nichts Schreibenswertes erlebt.

Die Halloweendekoration war am Entstehen, aber noch nicht überall fertig. Die ersten Schreckgespenster entdeckte ich bereits vor dem Eingang. Schauerliche Gestalten, unmögliche Kleidungen, fratzenhafte Gesichter – aber ich stellte bald fest: Das waren andere Besucher und keine Europaparkstatisten … und sie sprachen Schweizerdeutsch. Schäm. Ich stellte also auf Hochdeutsch um und versuchte unerkannt zu bleiben. Naja, schliesslich traf ich auch Deutsche, welche auf der Geisterbahn eine gute Figur abgegeben hätten. Wenn man denn so grosszügig sein will und das Wort “Figur” in diesem Zusammenhang zu benutzen. Wenn ich mich zurückbesinne an frühere Europaparkbesuche: nichts Neues …

Hinzufügen möchte ich noch dies: Es waren nicht nur hässliche Menschen dort – aber die, die ich sah, hatten die Merkmale sehr ausgeprägt.

Menschen kann man bekanntlich am Besten beobachten, wenn man irgendwo stehen oder sitzen bleibt. Ich lehnte mich an eine Infotafel und versuchte, eine bemerkenswerte Situation zu beobachten. Fehlanzeige. Aber ich wurde dauernd angerempelt. Ich hasse das. Wenn ich an eine Tafel anlehne, an einen Pfosten, so hat dort niemand durchzulatschen. Schliesslich steht dort ein Pfahl und kein Durchgang. Eine Horde Jugendlicher rannte auf mich zu. Ich beschloss, die Gunst der Sekunde zu nutzen. Kurz, bevor sie mich erreichten, machte ich einen Schritt zurück. Die ersten drei Rotzlöffel konnten der Tafel gerade noch ausweichen, der Vierte prallte mit dem Arm an den Pfosten. Und ich wette, der Letzte hätte wieder ausweichen können – hätte ich nicht mein Bein spontan ausgestreckt.

Er rappelte sich auf und verschwand in der Menge wieder. Nicht der Rede wert.

Ich stellte fest, dass der Park permanent durch unzählige Mitarbeiter gereinigt wurde. Ständig patrouillierten die Männer und Frauen mit Eimer und Zange durch das Gelände und pickten jeden kleinsten Zigarettenstummel auf.

Etwas später, ich ging einer Gruppe Menschen nach, da viel mir auf, wie wahr der Spruch: “Wer den Massen nachläuft, läuft immer Ärschen nach” eigentlich ist. Und vor mir zwei Raucherinnen. Die Eine schnippte gerade ihren Stummel in den Bach. Ich wollte eine schlaue Bemerkung vom Stapel lassen, als ich merkte: Die Frau trug Europapark-Firmenkleidung. Super. Ich vermute, dass die Dame als Beschäftigungstherapeutin für die Reinigungstruppe angestellt ist. Sonst kann ich mir ihr verhalten nicht erklären. Und der Spruch stellte sich als wahrer den je heraus.

Ich behielt meine Bemerkung für mich und deshalb ergab sich keine schreibenswerte Geschichte. Aber das sagte ich ja bereits am Anfang.

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Ein Kommentar

  • Lieber Urs
    Ich lese jetzt zum ersten Mal Deine Kurzgeschichten so richtig am Stück durch und geniesse sie alle bis zum letzten Punkt und Komma. Vielen Dank, dass Du Dir ÖV, Shopping in Zürich und Europapark als Inspirationsquellen antust. So weiss ich endlich mal wieder, warum ich diese nach Möglichkeit vermeide. Bin gespannt, wann Du das nächste Mal in eine Bank gehst…

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