Die neue Nachbarin

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Friederich hatte gerade seinen Morgenrundgang durch das Haus gemacht. Es war alles wie immer. Er setzte sich ans Fenster, wie immer. Sein Leben verlief ruhig und Friederich hatte die Freiheit, seinen Tagesablauf nach seiner Vorstellung zu gestalten. Keine finanziellen Sorgen, täglich genug zu Essen. Etwas mehr als genug, wie der Arzt anlässlich der letzten Untersuchung feststellte. Friederich war das egal.

Er schaute durch die Fensterscheibe nach draussen. Nein, an diesem Tag war nicht alles, wie immer. An diesem Tag sah er sie zum ersten mal. Die neue Nachbarin. Ein Traum. Lange, schwarze Haare, blaue Augen. Eleganter hatte Friederich sein Leben lang noch kein weibliches Wesen die Strasse entlang gehen sehen.

Von nun an beobachtete er sie jeden Tag.

Immer zur gleichen Zeit verliess sie das Haus. Friederich hatte keine Ahnung, wohin sie ging und was sie machte. Er winkte ihr jeden Tag zu. Sie beachtete ihn nicht.

Seine Schüchternheit hinderte ihn daran, sie direkt anzusprechen. Aber Friederich war ein geübter Sänger. Eines Nachts schlich er sich aus dem Haus und begann beim Nachbarshaus, sein Lied zu singen. Er sang, so laut er konnte. Ob sie ihn wohl hörte? Er gab nicht auf. Täglich sang er nun sein Lied für die Angebetete.

Heute Morgen wurde Friederich kastriert. So macht man das mit einem aufdringlichen Kater …

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