Die Schublade unter dem Bett

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Es war einmal, vor noch gar nicht langer Zeit, ein Wursthändler Namens Uli, der sich großen Ansehens erfreute.

Er war beliebt und keiner traute ihm Böses zu. Seine Wurstwaren wurden geschätzt und so gelang es ihm, ganz still und leise, sich einen bescheidenen Wohlstand zu erwirtschaften. Uli lebte weiterhin bescheiden mit seiner Familie in einem Häuschen.

Eines Tages ging er zu einem Schreinermeister und wollte sich ein neues Bett zimmern lassen.

Der Schreiner, ein kluger Mann, hatte den Einfall, unter dem Bett eine große Schublade einzubauen. Darin könne der Wursthändler seine Bettwäsche aufbewahren. Diese Idee gefiel dem Wursthändler und er bestellte das Bett in dieser Ausführung. Wenige Wochen später stand das neue Möbelstück in seiner Schlafkammer.

Uli freute sich sehr an seinem neuen Bett und der großen Schublade. Die Bettwäsche füllte nur einen kleinen Teil des Kastens aus und so begann er damit, sein Geld dort zu verstecken.

Die Königin des Landes war eine liebe Frau. Sie vertraute ihrem Volk und ließ es in Frieden leben. Aber um die Ausgaben des Landes zu decken, musste auch sie von ihren Untertanen Steuern einkassieren. Die Bürger des Landes mussten einmal pro Jahr melden, wieviel sie verdient hatten und dementsprechend mussten sie Steuern bezahlen. Sie vertraute darauf, dass die Menschen die Angaben ehrlich und wahrheitsgetreu machten. Das taten die meisten auch.

Der Wursthändler machte seine Angaben auch, aber weil es ihn reute, verschwieg er die Summe, die er in seiner Bettschublade aufbewahrte.  Und weil es niemand bemerkte, füllte er die Schublade unter seinem Bett immer mehr.

Als die Zeiten schwerer wurden für das Königreich, überlegte sich die Königin, wie sie mehr Geld einnehmen könnte, ohne dass ihr Volk darunter zu leiden hätte.

Sie war eine schlaue Frau und keineswegs naiv. Sie wusste nur zu gut, dass nicht jeder sein ganzes Einkommen gemeldet hatte.

Anstatt nun aber das ganze Volk zu strafen, machte sie ein Angebot: Wer freiwillig unversteuertes Geld anmeldete, blieb straffrei und musste nur die Steuern nachzahlen.

Dem Wursthändler war schon seit längerer Zeit nicht mehr wohl zumute und so entschloss er sich, sein Geldversteck zu melden. Aber es reute ihn immer noch sehr und deshalb meldete er nur einen kleinen Teil seines Vermögens nach und hoffte, straffrei zu bleiben.

Das Schatzamt, wo er seine Steuern nachzahlte, wollte es aber nun genauer wissen. Er musste seine Wurstgeschäfte offen legen und so bemerkte man, dass er noch mehr Geld verdient haben musste.

Bei der Durchsuchung seines Hauses entdeckte man die Schublade unter dem Bett.

Deshalb brachte man Uli vor Gericht. Dort erzählte er vom Schreiner, der ihm die Schublade eingebaut hatte.

Der Prozess dauerte einige Tage und schließlich wurde der Schreiner wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung verurteilt.

Der Wursthändler selbst kam mit dem Schrecken davon und lebte glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende.

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